Ouagadougou: ca. 1,48 Mio. Einwohner (Stand/2009)
Burkina Fasa: ca. 15,2 Mio. Einwohner
Bevölkerungswachstum 2008: 3,3%
Einwohner je km²: 56
Bruttonationaleinkommen je EW bei KKP 2008: 1.160 USD
13.02.2011 Ouagadougou:
Auf der Fahrt zum Hotel wurde uns schnell klar, dass wir nicht mehr so wirklich in den Tropen befanden. Zumindest war es sehr trocken. Das Straßenbild wurde an den Seiten von unzähligen Händlern beherrscht. Es waren sowohl Frauen als auch Männer, die dort etwas zu verkaufen versuchten. Auf der Straße bewegten sich mehr Kleinkrafträder und Radfahrer als Autos. Immer wieder fielen uns die schönen Frauen auf ihren Mopeds, Rollern und an den Straßenrändern auf. Wie machten die das nur, bei den Wohnverhältnissen und hygienischen Umständen so gut angezogen zu sein und so gut auszusehen?
Im Hotel gab es erst einmal ein Landebier - und ich bedauerte zunächst, mein Mobilphone verloren zu haben. Aber am Ende des Tages nach dem Essen bekam ich eine E-Mail von unserer französischen Pilotin Reille Pascale aus Lomé. Sie hatte das Handy gefunden. Das war eine Supernachricht für mich. Ich bedankte mich und bat sie gleich, es nach Deutschland schicken.
14.02.2011 Ouagadougou:
Wir hatten uns vorgenommen, wieder ein Auto mit einem Fahrer zu engagieren, um eine Stadtrundfahrt zu machen. Vor allem wollte Martin unbedingt das Projekt von Christoph Schlingensief, das Operndorf Afrika, besuchen. Christoph Schlingensief war ein sehr aktiver deutscher Film-, Theater- und Opernregisseur sowie Aktionskünstler und Talkmaster. Er ist am 21. August 2010 an Lungenkrebs gestorben. Sein Projekt wird vorerst nicht weitergeführt. Es ist aber wohl noch nicht aufgegeben. Seine Idee war es, ganz in der Nähe von Ouagadougou ein Opern- und Kulturzentrum mit Unterkünften zu errichten (siehe
www.schlingensief.com
).
Unser Fahrer sprach etwas Englisch und schien verstanden zu haben, wohin wir wollten. Martin hatte den Ort mit Laougo angegeben.
Zunächst aber musste getankt werden. Ungewöhnlicherweise mussten wir als Fahrgäste die Tankrechnung bezahlen. Dann ging es los. Nach ca. 40 km bog der Fahrer links ab und wir standen vor einem kleinen Eingang. Wir bezahlten einen geringen Eintritt und ein Führer bat uns aufs Gelände. Das war aber nicht das Schlingensief-Projekt! Zunächst gingen wir etwas enttäuscht und ein bisschen widerwillig mit. Nachdem wir ca. 5 behauene Steinskulpturen gesehen hatten, wuchs unsere Aufmerksamkeit jedoch enorm. Es handelte sich hier um eine Art Wallfahrtsort für Skulpturenkünstler und Stein- oder Bildhauer. Wir erfuhren, dass sich in unterschiedlichen Abständen - in der Regel sind es ca. zwei Jahre - Künstler aus Afrika und Europa hier treffen. Sie behauen dann einen Monat lang den herrlichen, harten Granit um Formen hervorzuzaubern. Wir sahen faszinierende Figuren, die aus dem Granit vor Ort gearbeitet worden waren. Thematisch ging es dabei um alle menschlichen Lebensbereiche. Ganz besonders aber um die Gegnerschaft zu Diktatoren, die Stabilität und Tragweite menschlicher Beziehungen, die großartige Rolle der Frau, die Gleichberechtigung, den Kampf gegen das Böse im Menschen und natürlich um eine gute Zukunft Afrikas. Wir waren tatsächlich fasziniert, obwohl wir beide nicht gerade Freunde von Kunstausstellungen und Interpretationsgesprächen über die angebliche oder tatsächliche Intensionen von Kunstwerken sind.
Und dann kam so nebenbei die Bemerkung des Führers des Steingartens, es gäbe da noch ein weiteres angefangenes Bauwerk in der Nähe - mit künstlerischer Intension. Ob wir noch einen Moment Zeit hätten. Ok, wir waren zwar auf der Suche nach dem Schlingensief-Projekt, dem Operndorf Afrika, aber so viel Zeit musste sein, sagten wir uns.
Wir staunten nicht schlecht, als wir nach 10 Minuten Autofahrt auf der Baustelle des Operndorfs Afrika standen. Wir kannten einige angefangene Gebäude von Bildern aus dem Internet. Das Gelände ist riesig, die Intension auch. Nur wenige Gebäude sind halb fertig. Die dort anwesenden fünf Afrikaner begrüßten uns und führten uns herum. Es hieß, in diesem Jahr soll es trotz des Todes des Ideen- und Geldgebers vielleicht weiter gehen. Aber dessen Idee Wirklichkeit werden zu lassen, scheint offensichtlich noch ein langer Weg. Den Afrikanern wäre es zu wünschen.
Nach diesen Besichtigungen waren wir doch sehr beeindruckt. Wir freuten uns über die faszinierenden Entdeckungen und fuhren die 40 km zurück nach Ouagadougou. In der Stadt wollten wir noch einen Markt ansehen, aber es war nicht wirklich schön. An jedem Stand wurden wir von etlichen Verkäufern bedrängt, etwas zu kaufen. Also gingen wir wieder und fuhren durch die Stadt zurück ins Hotel. Unterwegs stellte sich heraus, dass der Fahrer wohl doch etwas falsch verstanden haben musste. Wir hatten ein paar Mal im Vorbeifahren die Frauen auf ihren Mopeds angeschaut und dem Fahrer anerkennend bestätigt, dass es in Ouagadougou sehr schöne Frauen gäbe. Er fragte uns dann allerdings, ob er uns welche besorgen solle. Er wüsste ein paar sehr schöne, die wir treffen könnten. Lachend lehnten wir ab und ließen uns ins Hotel fahren.
Jetzt gab es erstmal Wichtigeres: Martin musste sich die Haare schneiden lassen und unsere Schuhe waren noch zu putzen.
Aus den Fernsehnachrichten hörten wir, dass es auch in Algerien heftige Demonstrationen gegeben hatte.
Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik hat aktuell mit Datum 14. Februar sehr ernste Reisewarnungen herausgegeben bzw. bestätigt. Wir lasen, dass im Gebiet der Sahara die hohe Gefahr des Al-Qaida-Terrors besteht. Der Text auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes lautet: 'Sowohl kriminelle Banden als auch Al-Qaida im Maghreb (AQM) suchen derzeit gezielt nach Ausländern zum Zwecke der Entführungen in Algerien, Niger, Mali und Mauretanien.' Und weiter heißt es... 'es besteht - vor allem in den Saharagebieten Südalgeriens - weiter die Gefahr von Entführungen. Al-Qaida im Maghreb (AQM) sucht derzeit (u.a. in der Umgebung der Städte Tamanrasset und Djanet) gezielt nach Deutschen zum Zwecke der Entführung.'
Also müssen wir uns mental und sachlich auf die nächsten Flüge vorbereiten. Morgen geht es auf jeden Fall weiter.