Addis Abeba: ca. 2,74 Mio. Einwohner (Stand/2009)
Äthiopien: ca. 80,7 Mio. Einwohner
Bevölkerungswachstum 2008: 2,6%
Einwohner je km²: 71
Bruttonationaleinkommen je EW bei KKP 2008: 870 USD
07.11.2010 Addis Abeba:
Aufgrund des vorverlegten Startes in Khartum waren wir außerplanmäßig mehrere Stunden früher in Addis Abeba, so dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) uns nicht am Flugplatz empfangen konnten. Dies wurde dann im Sheraton-Hotel mit schönen Blumensträußen nachgeholt. Noch bevor wir uns ausruhen konnten, mussten wir eine Pressekonferenz geben, da mehrere Pressevertreter anwesend waren.
Tirsit Grishaw übergab uns anschließend einen Plan für die nächsten beiden Tage. So wussten wir, welche Projekte der DSW wir besuchen konnten und was wir in der Stadt sehen sollten. Damit war dieser Tag beendet.
08.11.2010 Addis Abeba: Um 8:15 Uhr wurden wir von Tirsit Grishaw empfangen. Die erste Station unserer Autofahrt durch Addis Abeba führte uns in das Ministerium für Frauen, Jugend und Kinder. Die zuständige Ministerin Zenebu Tadesse empfing uns für eine halbe Stunde, um mit Tirsit Grishaw von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) und uns über die Aufgaben der Jugendaufklärung, des Frauenschutzes und der weiteren Lebensplanung junger Menschen zu sprechen. Sie gab ihrer Freude Ausdruck darüber, dass die Unterstützung von privaten Sponsoren und die Zusammenarbeit mit der DSW eine wichtige Rolle spielen in der Zielsetzung der Regierung, die Jugend zu entwickeln. Wir sind so verblieben, dass wir gemeinsam mit der DSW darüber entscheiden werden, welche der Projekte aus unserer Sicht besonders unterstützt werden sollten.
Nach diesem Besuch sind wir weiter gefahren in das DSW Äthiopia Office, also in die Zentrale der DSW in Äthiopien. Wir wurden freundlich mit einer Kaffeezeremonie äthiopischer Art begrüßt und in die Grundsätze der Arbeit der DSW in Äthiopien eingeweiht.
Schon eine halbe Stunde später ging es weiter in die Stadt Chancho, etwa 35 km von Addis Abeba entfernt. Hier gibt es einen Jugendclub, der in hervorragender Weise die jungen Menschen durch Ereignisse wie zum Beispiel Musikveranstaltungen und Theateraufführungen anzieht und dadurch die Jugendlichen auch veranlasst, über ihre sexuellen Probleme und über ihre Lebensplanung zu diskutieren und zu kommunizieren. Gleichzeitig versuchen sie, mit unterschiedlichen Mitteln ein kleines Einkommen zu erhalten, zum Beispiel durch die Gründung eines Copyshops, in dem dann auch Kondome gekauft werden können oder Aufklärung stattfindet. Wir durften miterleben, wie solche Musikaufführungen aussehen und welche anderen Ideen dieser Club noch hat, wie das Zusammenschweissen von 30 Stühlen mit einem abenteuerlichen Schweissgerät für einen Auftraggeber. Wir erhielten traditionelle äthiopische Kleidung und den obligatorischen Stock. Natürlich musste alles anprobiert und bei einer Kaffeezeremonie darüber geredet werden. Wir waren von der Zielstrebigkeit, der Offenheit und dem Selbstbewusstsein sehr beeindruckt, was die Mädchen und die Jungen dieses Clubs dargestellt haben. Uns wurde berichtet, dass es besonders wichtig ist, die jungen Mädchen dazu zu bewegen, sich aufklären zu lassen und Selbstbewusstsein zu entwickeln, um ihren männlichen Altersgenossen entsprechend selbstbewusst gegenüber treten zu können. Es muss einfach auch geübt werden, 'Nein' zu sagen und sich nicht von den Jugendlichen bzw. den Männern in der Lebensplanung dominieren zu lassen. Dabei haben wir mehrere dieser Mädchen erleben dürfen, wie sie mit selbstverständlichem Verhalten und Selbstbewusstsein kurze Vorträge über ihre Arbeit gehalten haben und auch Musikstücke vorgeführt haben. Im Grundsatz gilt: Die jungen Menschen haben viel Power und Unternehmungsgeist, wenn man ihnen nur eine kleine Chance gibt - mit wenig Einsatz und wenig Ressourcen erreichen sie sehr viel.
Die etwa 30 km lange Rückfahrt nach Addis Abeba war wieder ein Erlebnis. Bei sehr hohem Verkehrsaufkommen und entsprechenden Abgasen musste man schon die Fenster wieder schließen, um noch einigermaßen Luft zu bekommen. Unterwegs begegneten wir einer Polizeikontrolle, die nichts anderes zu tun hatte, als mit einem Megaphon Grundsätze des Autoverkehrs an die Vorbeifahrenden im Sinne einer Verkehrserziehung weiterzugeben. Das machte auf uns durchaus auch einen kabarettistischen Eindruck.
Am Nachmittag besichtigten wir dann in Addis Abeba nach einer Fahrt quer durch die ganze Stadt einen weiteren Club in Areya. Dieser Club arbeitet sehr eng mit der benachbarten Schule zusammen. Ca. 40 Jugendliche - zu 90 % Mädchen - waren versammelt mit ihrer Lehrerin und berichteten uns, wie sie in Sachen sexueller Aufklärung und Gesundheit unterrichtet werden und von welch hoher Bedeutung Lebens- und Familienplanung ist - besonders für die Mädchen. Ziel ist es u.a., zu erreichen, dass junge Mädchen nicht schon mit 16 Jahren schwanger werden, sondern frühestens mit 18. Dies zu erreichen ist schon ein ambitioniertes Ziel. Die Schülerinnen und Schüler machten einen sehr aufgeweckten, freundlichen und offenen Eindruck. Bei einer Diskussion meldeten sich von den 40 Anwesenden in der Regel über 30 bis 35 und hatten zu den verschiedenen Themen etwas zu sagen. Insbesondere die Mädchen waren sehr klar und deutlich und konnten den Erwachsenen direkt und mit Selbstbewusstsein in die Augen sehen. Es war eine Freude, zu erleben mit welcher Energie und auch Lebensfreude und Offenheit sie über ihre Probleme diskutieren und versuchen, ihr Leben zu organisieren und zu planen.
Danach war noch ein Interview mit einem Fernsehsender vorgesehen. Wir sind dann mit unserem grandiosen Fahrer zu dem Aufnahmestudio von Meet-ETV gefahren, um das angefragte Exklusiv-Interview mit mir durchführen zu können. Der Redakteur Mr Tifera Ghedamu empfing mich sehr freundlich und nach wenigen Worten begann das Interview. Er stellte mir Fragen insbesondere über die Motive meiner Reise, über meine Weltumfliegung, über die Windenergie und über andere, eher private Themen. Natürlich wurde auch über die Arbeit der DWS, die Motive, die zur Unterstützung dieser Gesellschaft durch meine Frau und mich führen. Im Übrigen wird diese Sendung am Mittwoch, 17.11.2010 im Sender Arab Sat ausgestrahlt. Martin und ich konnten uns dann in unser wunderschönes Sheraton-Hotel zurückziehen.
09.11.2010 Addis Abeba: Pünktlich um 8.00 Uhr wurden wir erneut von Tirsit Grishaw und unserem Fahrer abgeholt. Diesmal ging es zum DSW-Trainingscenter BONITA außerhalb der Stadt. Die Fahrt dorthin dauerte etwa eine Stunde auf voll gestopften Straßen und mit großen Eindrücken, die sich in unterschiedliche Richtungen bewegten. Im BONITA Youth Development Center angekommen, waren wir nicht wenig erstaunt, einen sehr aufgeräumten und großzügigen Komplex von Häusern und Gärten zu sehen. Es handelt sich um ein Fortbildungscentrum mit Bibliothek, mit Computern mit Aufenthaltsräumen und natürlich auch mit einer Küche und Empfangsräumen für Gäste. Wir durften an einer Auszeichnungsfeierlichkeit teilnehmen. Dabei geht es natürlich immer wieder um das grundlegende Problem der Familienplanung, der Konflikte in der Familie und der Konflikte der Jugendlichen untereinander. Mit großem Engagement und erstaunlicher Ausdruckskraft wurde ein Theaterstück dargestellt. Sehr häufig gab es spontanen Applaus. Trotz mangelnder Sprachkenntnisse wurde uns deutlich, wer welche Rolle hat und wie die Sache endete. Tirsit Grishaw hatte die Aufgabe übernommen, uns dieses in Kurzform zu übersetzen. Anschließend durften wir an einem äthiopischen Essen teilnehmen, was im Übrigen ohne Messer und Gabel mit den Händen zelebriert wird. Aber natürlich werden vorher die Hände entsprechend gesäubert. Wir bekamen sehr delikate äthiopische Speisen, die keinerlei nachteilige Wirkung auf uns ausübten.
Alles in allem waren wir enorm beeindruckt von der Gastfreundlichkeit aber auch von der Zielstrebigkeit, mit der hier junge Menschen aufgeklärt und ausgebildet werden, insbesondere dazu, ihren Altersgenossen die grundlegenden Kenntnisse, die für eine erfolgreiche Lebensplanung nötig sind, mitzuteilen und zu erarbeiten,
Den Abschluss des heutigen Nachmittags bildete dann der Besuch beim deutschen Botschafter. Der Referent für Wirtschaftliche Zusammenarbeit der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Addis Abeba erläuterte uns die ökonomische und politische Situation des Landes, beurteilte verschiedene Konflikte und stellte die Ziele der Zusammenarbeit mit der äthiopischen Regierung dar. Dabei hat Äthiopien eine positive Schlüsselrolle in der Entwicklung Afrikas, wenn man allein betrachtet, welche Länder an die Grenzen Äthiopiens stoßen und welche Konflikte in diesen Ländern zum Teil vorhanden sind. Er wünschte uns weiterhin viel Erfolg und wir waren froh, von ihm Informationen bekommen zu haben und eine detaillierte Darstellung der Ziele deutscher Außenpolitik. Die beiden Tage in Addis Abeba wurden beendet durch eine wunderbare Kultur- und Musikshow, zu der uns die DSW eingeladen hatte.
Mittags haben wir eine zweistündige Pause von den verschiedenen Rundfahrten in Addis Abeba gemacht. Im Hotel tranken wir Cappuccino und beobachteten, wie zwei sehr junge Mädchen - blond und offensichtlich aus Europa - ebenfalls ihren Cappuccino genossen. Ich hörte sie deutsch sprechen und deshalb sprach ich sie an. Das war durchaus eine witzige Begegnung. Die beiden Studentinnen waren nach Addis Abeba gekommen, um ihre Visa zu verlängern. Bei dieser Gelegenheit haben sie sich im Sheraton-Hotel aufgehalten. Beide waren für den Klimaschutz im Auftrage des NABU unterwegs in Äthiopien, um die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf den Regenwald zu untersuchen und Schutzmaßnahmen zu diskutieren bzw. zu formulieren. Fanny Mundt studiert Landschaftsökologie in Greifswald und Johanna Steinkühler in Eberswalde. Sie wollten auch einmal Addis Abeba besuchen und das Sheraton-Hotel erleben. Wir haben ihnen viel Glück gewünscht - und sie uns einen angenehmen Flug.
Heute geht unser Aufenthalt in Addis Abeba leider schon zu Ende. Es gab ein grandioses Finale. Wir haben mit Tirsit Grishaw heute Abend ein äthiopisches Restaurant mit Kulturveranstaltungen besucht, das heißt Tanz auf der Bühne mit äthiopischen Rhythmen. Besonders Martin war ganz begeistert, weil er früher selber einmal afrikanische Tanzrhythmen geübt hat. Wir haben ein traditionelles äthiopisches Essen zu uns genommen. Dabei isst man ohne Besteck nur mit den Händen. Wir haben zu fünft aus einem großen Teller oder von einer großen Platte gespeist. Es hat sehr gut geschmeckt - ein bisschen 'spicy', aber es hat uns wunderbar gefallen. Als wir uns von Tirsit Grishaw verabschiedeten, haben wir ihr gesagt, dass es ein grandioser Aufenthalt war. Wir dankten ihr und allen Beteiligten und sagten, dass wir gerne die Arbeit der DSW in Äthiopien in der Zukunft weiter und noch stärker unterstützen als bisher.
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass wir in den letzten zwei Tagen interessante Bekanntschaften gemacht haben. So zum Beispiel eine Begegnung mit Henrik Seeger und Peter Fischer, die hier mit ihrer Cessna 210 gelandet sind. Beide kamen auch von Khartum und hatten durch Zufall erfahren, dass wir auch hier sind. So haben wir ein Treffen vereinbart und unsere Erfahrungen über die Afrikafliegerei ausgetauscht und uns gegenseitig viel Erfolg und Glück gewünscht. Wir werden sicher in Verbindung bleiben.