schließen

Flight Log: Dakar GOBD -- Natal SBSG 15.01.2018/16.01.2018/17.01.2018

15.01.2018, Dakar — Natal:

Der Tag begann perfekt. Unser Fahrer war um 5:00 Uhr am Hotel holte uns ab. Bedauerlicherweise stellte ich nach 20 Minuten Fahrt fest, dass ich den größten Teil meiner Kreditkarten im Safe im Hotel zurückgelassen hatte. Also umdrehen, das gleiche nochmal! Damit war der Zeitvorsprung natürlich dahin und ein Start, wie geplant, um 7:00 Uhr nicht mehr realistisch. Aber unser Handlingagent und die Administration am Flugplatz waren optimistisch und sahen in der Verzögerung kein ernsthaftes Problem. Hinzu kam, dass gerade an diesem Morgen die EDV des Flugplatzes zusammen gebrochen war, so dass es nicht möglich war, die Landegebühren tatsächlich zu bezahlen. Der Handlingagent und der Beauftragte vom Flugplatz waren aber sehr pragmatisch. Wir vereinbarten, dass, wenn die EDV wieder in Ordnung ist, eine Rechnung erstellt wird. wir diese Rechnung per E-Mail erhalten und dann bitte auch bezahlen. Für mich ein beachtenswerter Vorgang. Endlich konnte ich auch zum Flugzeug gehen, das Kurt schon vorbereitet hatte. Wir zogen unsere Überlebensanzüge an, verpackten unsere Koffer auf dem prall gefüllten Zusatztank und versuchten, die DEMCA in Gang zu setzen. Es gelang, alles verlief problemlos, meine Kommunikation mit dem Tower ebenso. Wir wurden obligatorisch gefragt, ob wir eine HF-Anlage an Bord hätten. Wir bestätigten das und daraufhin wurde der Start tatsächlich freigegeben. Die Marie rollte etwas behäbig - vollkommen überladen, wie eine fette Gans über das Flugfeld zur Landebahn 01. Es starteten noch zwei Maschinen vor uns, bevor wir auf die Bahn rollen konnten. Insbesondere Kurt war sehr gespannt, ob denn die Cessna überhaupt bei einer solchen Überladung abhebt. Aber, oh Wunder: nach ca. 800 m und einer Geschwindigkeit von 75 Kt bei 10 Grad Landeklappen gesetzt, hob die Marie von der Bahn ab und stieg langsam und kontinuierlich mit etwa 70 m/Min, also 200 ft pro Min. höher. 40 Minuten Vollgas, und wir waren dann doch auf der Flugfläche 100 in ca.: 3.000 m. Wir wischten uns den Schweiß von der Stirn und begannen jetzt, mit den eigentlichen Herausforderungen der Kommunikation, denn wir mussten mit unserem HF-Funkgerät auf der Frequenz 6531 oder 5565 Dakar Oceanic anrufen und die Kommunikation aufnehmen. Tatsächlich gelang es mir, einen Kontakt herzustellen und mit Oceanic zu kommunizieren, wenn auch unter Ohren betäubendem Rauschen. Zwischenzeitlich funkte Kurt weiter auf der VHF-Frequenz mit dem Tower, also es handelte sich um absolutes Multitasking von der Crew.

Der Tower hatte uns vorsichtshalber jedoch außer den Frequenzen auch die Telefonnummer mitgeteilt, so dass wir Dakar Oceanic bei fehlender Kommunikation auch über Satellitentelefon erreichen konnten. Auch diese Möglichkeit haben wir genutzt und uns telefonisch nochmals angemeldet, so dass wir mehrere Kanäle hatten, um ordnungsgemäß den Flug durchzuführen. Man kann allerdings sagen, dass während dieser Zeit der Kommunikation die Piloten definitiv nicht zur Ruhe kamen.

Nach längerem Flug bei schönem Wetter und einem Rückenwind von mehr als 10 bis 15 Kt haben wir etwa 100 NM vor dem Erreichen des Äquators die erste Wolkenfront in Augenschein nehmen können. Dies entsprach auch den Wettervorhersagen, die wir vorher eingeholt hatten. Als wir dann den Äquator überquerten, gab es ein Telefonat über das Satellitentelefon, in dem Marie (meine Frau) begrüßt wurde und die Piloten Aniko zum Geburtstag beglückwünschten. Es war eine Besonderheit vom Äquator ein Telefonat zu erhalten.

Nach weiteren zweieinhalb Stunden hatten wir tatsächlich das erste Mal wieder Land in Sicht, nämlich die Insel Fernando de Naronje. Diese Insel verfügt über einen Flugplatz und war eine unserer Plätze, auf denen wir eine Sicherheitslandung hätten machen können, wenn das Avgas nicht ausgereicht hätte. Zu dieser Zeit war unser Zusatztank mit 500 Litern bereits vollständig verbraucht, aber die Haupttanks waren noch voll. Und, nachdem wir jetzt schon fast 10 Stunden in der Luft waren, war es schon Zeit für aufbauende Lakritze und für einige Prisen Salz, damit das Gleichgewicht - insbesondere bei Kurt - aufrecht erhalten bleibt. Ein Wunder dieses Fluges war im Übrigen nebenbei, dass der längste Flug stattfand, ohne dass einer der Piloten eine Pinkeltüte in Anspruch nehmen musste. Ein Rätsel, das wir nicht auflösen konnten.

Der Anflug auf Natal war dann recht unspektakulär, freundliche Fluglotsen, klare Kommunikation und klare Anweisungen. Wir wurden mit Radar auf die Bahn 12 des Flughafens geleitet. Der Controller, der uns leitete, fragte mehrere Male nach, welches Flugzeug denn dort kommen würde. Wir bestätigten, es ist eine Cessna 206. Dann fragte er weiter, woher wir denn kommen würden? „Ja, es stimmt wir kommen von Dakar.“ Nach einem erstaunlichen Raunen kamen weitere Fragen: „Wie weit war das denn?“ “Ja, über 1.600 nautische Meilen.“ „Und wie lange habt ihr dafür gebraucht?“ „Ja, es werden 13 Stunden werden.“

Daraufhin der Controller: „Donnerwetter, Gratulation: das ist ja unglaublich.“ Er war weiterhin sehr freundlich und leitete uns zum Tower, so dass wir landen konnten.

Und das alles bei einem brasilianischen Sonnenuntergang, der uns schon mal begeisterte. Nach der Landung, war es dann nötig, die vielfältigen administrativen Aktivitäten durchzuführen. Der Handlingagent und sein Hiwi erwarteten uns schon und dazu noch mehrere Crews, die wir von ihrer Autorität und Aufgabenstellung nicht identifizieren konnten. Ein kleiner rundlicher Mann hüpfte vor Kurt auf und ab und wies ihn darauf hin, dass ohne Impfpass die Einreise in Brasilien doch sehr fragwürdig ist und insbesondere auch die weitere Reise nach Argentinien und Chile. Er empfahl, sofort die Dokumente aus Deutschland schicken zu lassen.

Wir ließen ihn in diesem Glauben und antworteten ganz artig, „ja, wir werden diese Sachen natürlich besorgen.“ Dann ging es darum, dass wir neben der Absicherung der Maschine und der Zollformalitäten natürlich auch eine spezielle Einreisezeremonie über uns ergehen lassen mussten. Dieser Verwaltungsakt nennt sich TEAT und bedeutet auf Englisch: Therm of Entry and Temporary admission. Das bedeutet, dass die brasilianischen Behörden neben der technischen Qualifikation des Flugzeuges und den Dokumenten der Piloten auch die Zuverlässigkeit der Einreisenden prüfen. Dieses wird in einem langen Fragebogen dargestellt, der zum Schluss von den beiden Piloten unterschrieben werden musste. Auch das konnten wir hinter uns bringen.
Zum Schluss stellte sich noch die Frage, in welches Hotel müssen wir eigentlich gehen. Ich konnte in meinem iPad die Adresse des Hotels nicht finden (Anwenderfehler) und hab dann versucht, Marie in Deutschland zu mobilisieren. Und die arme Marie ist mitten in der Nacht um 3:00 an ihren PC gegangen (Anmerkung vom Bodenpersonal „Marie“: always available) , und hat mir dann eine Whatsapp geschickt, die allerdings in der Nacht nicht angekommen ist, aber sie hat auch am Telefon mitgeteilt, um welches Hotel es sich handelt und Kurt hat ein bisschen übersetzt, so dass der Taxifahrer durchaus in der Lage war, das Hotel zu identifizieren. Also, wir sind dann noch so kurz vor 24:00 Ortszeit zu unserem Landebier gekommen und ja, ein klein bisschen bekommt man natürlich einen sog. Jetlag, weil hier die Zeit um 4 Stunden verschoben ist.

Also Gute Nacht!

Bild wird geladen. Bitte warten...
Freigegebene Flugroute die Erste
Freigegebene Flugroute die Erste
Freigegebene Flugroute die Zweite
Multitasking VHF und HF
Crew bei der Arbeit
Wolkenfront vor Brasilien
iPad beweist Äquatoranflug
Fernando de Naronje mit Flugplatz
Lakritzverband
Anflug Natal
Brasilianischer Sonnenuntergang
globeflight rallye ・ c/o Jott & Pee Marketing – Kommunikation – Werbung GmbH ・ Kirchröder Straße 66c ・ 30625 Hannover ・ globeflightrallye@jottundpee.de