Heute Morgen haben wir Arbeitsteilung gemacht. Kurt bereitete die Maschine vor und ich klärte die Probleme des Flugplans und der übrigen Administration. Uns war nämlich mitgeteilt worden, dass der Flugplan nicht genehmigt werden kann, da der Zielflugplatz Ilheus nicht für IFR-Anflüge (Flight Instrument Rules) geeignet ist. Nach einer längeren konstruktiven Diskussion hat der zuständige Mitarbeiter des Flughafens den Flugplan so geändert, dass der erste Teil des Fluges als IFR-Flug durchgeführt werden kann und der zweite Flug als VFR, also als Sichtflug. Das nennt sich bei einem Flugplan mit der Kennung Y. Soweit, so gut: alles geklärt. In der Zwischenzeit fightete Kurt draußen auf dem Flugfeld mit der Betankungscrew, die sich hartnäckig weigerte, mit dem Tanken zu beginnen, bevor sie nicht brasilianisches Geld gesehen hatte. Kurt meinte, es müsste schon erst getankt werden, bevor wir bezahlen und nicht umgekehrt. Die Fingerhakelei führte dann aber doch dazu, dass die Tanks der Marie gefüllt wurden.
Mit dem geänderten Flugplan bekamen wir dann tatsächlich eine Freigabe. Es ging zunächst in die relativ tief hängenden Wolken: Ein sehr schöner Wolkenflug mit sog. Towered Cumulus. Die Crew war wieder schwer beschäftigt, weil mit verschiedenen Controllern kommuniziert werden musste, wie der Flugplan jetzt durchzuführen ist. Kurz vor dem Start wurde uns zusätzlich noch mitgeteilt, dass es eine Änderung des Flugplans gibt, weil in der Nähe militärische Übungen durchgeführt werden, die wir natürlich auch gerne umfliegen würden. Im Laufe des Fluges beruhigte sich aber die Szene sehr. Auch der Kapitän konnte es sich einmal leisten, sinnierend aus dem Fenster zu sehen und überhaupt nichts zu machen. Fasziniert war er von dem Teilstück des 7.000 Kilometer langen Strandes von Brasilien. Eine weitere beeindruckende Begebenheit war das brasilianische Ungeheuer, was unterhalb der Meeresoberfläche aus der Luft zu sehen war und von uns fotografisch festgehalten wurde. Dagegen ist die Schlange von Loch Ness ja wirklich ein kleiner Floh.
Die Städte Recife und Ilheus kamen zur Begeisterung von Kurt in Sicht, der diese Städte aus dieser Perspektive noch nicht gesehen hatte. Wir befanden uns gleichzeitig kurze Zeit später schon im Anflug auf den gewählten Flugplatz, der auf einer Insel liegt. Die Schwelle liegt direkt vor dem Wasser. Also, eine Art Flugzeugträgerlandung. Alles lief glatt und wir wurden durchaus professionell auf die Parkposition gewiesen. Interessant an diesem Flugplatz ist, dass er über keinen Tower verfügt und auch keinen Controller, der die Flüge leitet und organisiert. Dieses wird alles aus der Ferne von der brasilianischen Luftaufsicht durchgeführt. So hieß es auch nicht, cleared to land, sondern es hieß, meldet euch, wenn ihr auf der Bahn aufgesetzt habt. Ein solches Verfahren ist in Deutschland nicht gestattet, in einigen anderen Ländern aber durchaus üblich.
Die Piloten waren natürlich nach einer erneuten happy landing gut drauf und werden jetzt mal versuchen, sich dem angeblich so wunderschönen Hotel zu nähern. Tschüs!