Vorbereitung der zweiten Etappe, der Abflug von Hannover nach Santiago und Reiseeindrücke aus Santiago & Antofagasta:
1. Die 100-Stunden-Wartung der DEMCA bei AEROSERVICIO in Santiago ist abgeschlossen. Bis zum Eintreffen der beiden Piloten waren
jedoch zusätzlich noch ein paar kleine Reparaturen zu erledigen: einige Rostflecken wurden entfernt, Enteisungsflüssigkeit wurde
bestellt, Sauerstoff wieder aufgefüllt. Da bekanntlich der Autopilot Probleme bereitete, musste dieser natürlich noch repariert werden.
Auf meine Veranlassung hin setzte sich Moritz Rudolph von der MR-Flugtechnik in Hildesheim mit AEROSERVICIO in Verbindung und bat um
Überlassung des Fehlerprotokolls. Das ergab, dass die Software neu aufgespielt werden musste, diese von der Avionik Straubing der
MR-Flugtechnik zur Verfügung gestellt und von dort an AEROSERVICIO weitergeleitet wurde. Hoffentlich klappte die Neuinstallation, was
wir ja letztlich erst feststellen können, wenn wir die Marie angelassen haben bzw. letztlich beim Flug.
2. Für den Flug nach La Paz wird ein besonderes Leistungsmerkmal der DEMCA benötigt:
Der weltweit höchste Verkehrsflugplatz liegt auf 13.300 Fuß bzw. 4.053 m in schon sehr dünner Luft. Dort zu landen und auch wieder
zu starten ist schon eine ernst zu nehmende Herausforderung an Maschine und Piloten. Um dort hinzufliegen, werden wir hohe Bergrücken
der Anden überfliegen und mindestens auf 22.000 Fuß bzw. 6.700 m oder höher bis auf 24.000 Fuß bzw. 7315 m steigen müssen. Unsere Cessna
T206H kann das und ist wohl das einzige einmotorige Flugzeug ohne Druckkabine, das sogar bis 27.000 Fuß bzw. 8.229m aufsteigen kann.
Für einen Antrag auf Genehmigung des Fluges nach La Paz mussten wir außer Fluglizenzen und Medicals der Piloten auch zum Beweis der
Leistungsfähigkeit in großer Höhe „High Altitude Performence Charts“ für die Cessna T206H vorlegen.
3. Die Piloten müssen sich darauf einstellen, ab 18.000 Fuß bzw. 5.500 m mit Sauerstoffmasken statt mit Kanülen zu fliegen, um die
lebenswichtige Sauerstoffzufuhr sicherzustellen. Das haben wir zwischenzeitlich zuhause schon ausprobiert.
Für den Aufenthalt in La Paz in über 4.000 m ist es nützlich, Tabletten gegen Kopfschmerzen und Höhenkrankheit dabei zu haben. Wir wissen
ja nicht, wie unsere Körper reagieren werden, da wir normalerweise schon in 10.000 Fuß also 3.050 m mit Sauerstoffkanülen fliegen.
4. Und dann gibt es ja auch noch die Einreiseanforderungen für die USA. Wir benötigten für die Einreise mit eigenem Flugzeug ein
sogenanntes B1/B2-Visum. Dazu waren neben der Beantwortung einer 17seitigen Fragemaske (z. B. auch Geburtsdaten der Eltern), Dokumente
wie Reisepass mit mindestens 6monatiger Gültigkeit nach Einreise, Lebenslauf (möglichst in Englisch), finanzielle Verhältnisse (die
letzten drei Kontoauszüge), letzter Rentenbescheid und Nachweis Mietvertrag oder Grundbuchblattauszug erforderlich. Das Bodenpersonal
(Marie) hat das alles mit der sehr professionellen The American Dream – US Visa Service GmbH organisiert. Höhepunkt der Antragstellung
war dann ein persönliches Interview im US-Konsulat in Berlin. Der US-Beamte, der uns befragte, war aber keineswegs abweisend, sondern
begeistert von unserem Vorhaben und genehmigte den Antrag. Zwei Tage später wurden die Visa schon zugesandt.
Zusätzlich ist es erforderlich für USA-Ein- und Ausreisen mit dem eigenen Flugzeug über ein internetgestütztes Portal jeweils vorher
Informationen an CBP (Customs and Border Protection) weiterzugeben. Dazu bedarf es einer Registrierung im APIS (Advance Passenger
Information System). Auch das haben wir bereits durchgeführt.
5. Die weiteren Überflug- und Landerechte erfolgten über FSW (Flight Service Worldwide).
Mittwoch, 25.04.2018, Tag des Abfluges:
Nun sind wir mit der guten alten vertrauten Lufthansa auf dem Weg zur Marie nach Santiago de Chile und werden uns genüsslich ausschlafen. Vor Ort haben wir dann ein paar Tage Zeit, die Cessna für den anspruchsvollen Andenflug nach La Paz zu überprüfen. Dazu gehört neben dem Motorenlauf die Sauerstoffanlage, der Autopilot und die komplette Avionik (Navigationssoftware).
Bericht des Bodenpersonals - Marie:
Thomas ging zielstrebig auf den Checkin-Schalter, legte sein Ticket vor und fragte so nebenbei, wo es denn in den Bereich zur ersten Klasse geht. Eine sehr mürrisch aussehende und sich auch so verhaltende Mitarbeiterin sagte kurz: „Den haben Sie gerade verpasst“. „Wie, wo ist der denn?“, fragte Thomas. Unfreundlich wies sie auf das vor dem Eingang befindliche Schild hin. Also drehte er um, und ging mit Kurt zum richtigen Eingang. Er bat mich, solange zu bleiben, bis er wirklich ohne Probleme durch die Sicherheitskontrolle war, da er nicht genau wusste, ob alles, was in seiner Reisetasche war, auch erlaubt war. Aniko und ich standen also vor der Glasscheibe und konnten direkt in den Bereich sehen, an dem seine Tasche auf dem Band durchlief, der Sicherheitsbeamte dann jedoch mit einer Kollegin sprach und letztendlich Thomas gebeten wurde, seine Tasche zu öffnen. Es dauerte ein paar Minuten; wir konnten alles einigermaßen mit erleben. Er kramte seine ganzen Sachen raus und dann schien es sich aufgeklärt zu haben. Wir hatten sehr guten Sichtkontakt, und zwar über den Bereich, in dem die Sicherheitsleute sitzen, die aber alle mit der Tasche von Thomas beschäftigt waren. Dann sprach Thomas mit dem einen Mitarbeiter, der nickte und Thomas mit Kurt kamen geradewegs auf uns zu, um noch einmal durch die Glasscheibe Tschüs zu sagen. Plötzlich hörten wir alle eine sehr laute deutliche Stimme: „Verschwinden Sie sofort aus dem Sicherheitsbereich, Sie haben da nichts zu suchen!“ Thomas drehte sich auch sofort um, aber Kurt hatte das wohl nicht so schnell mitbekommen und winkte noch einmal ganz gemütlich seiner Aniko zu, bis der Sicherheitsbeamte noch einmal sehr sehr laut wurde. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätten ihn wohl verhaftet...
30.04.2018, Reiseeindrücke Santiago — Fahrt in den Canyon del Maipo
Wir mussten schon um 8:00 Uhr morgens vor dem Hotel bei 7°C auf den Zubringerbus für unsere Fahrt in die Anden in den Canyon del Maipo warten.
Der Pick up-Pkw war pünktlich und wir haben nach einem Treffen um 9:00 Uhr mit einem größeren Bus die Fahrt in die Anden aufgenommen. Nach einer Stunde durch Industrie- und Randgebiete von Santiago ging es in den Canyon in Serpentinen immer bergauf. Auf halber Strecke hat unser Führer Gnade walten lassen, den Bus angehalten für eine Pause in einem kleinen Bergrestaurant oder einer Berghütte. Nach 10 Minuten aber ging es weiter. Schwindel erregend enge Serpentinen bis schließlich zu einem großen Gebirgssee auf 2.500 m Höhe.
Die ganze Fahrt durch diesen Canyon war gekennzeichnet von riesigen Halden aus Vulkanasche und Vulkanschutt. Die ganze Gegend dieses Canyons ist letztendlich vulkanischen Ursprungs. Der Reiseleiter erklärte uns, dass in dieser Gegend ungefähr 25 bis 30 Erdbeben pro Tag stattfinden. Diese sind aber so klein, dass sie zwar einzelne Steine bewegen und Geröll verschieben, aber keinen Schaden anrichten. Die Bevölkerung wird allerdings sehr hellhörig und ist alarmiert, wenn diese täglichen Beben ausbleiben. Sie sind nämlich ein Zeichen dafür, dass die Reibungskräfte nicht freigesetzt werden können und sich dann in einem großen Beben freisetzen. So gesehen also ist es eine „gefährliche“ Gegend, aber sie ist nicht gefährlich, wenn kleine Beben stattfinden. Wir haben keine bemerkt.
Im Übrigen muss man wissen, dass Chile auf dem ganzen Bereich der Anden etwa 1.000 Vulkane hat und davon sind 50 aktiv. Wir werden bei unseren nächsten Flügen damit noch zu tun bekommen.
Unsere Busfahrt endete dann an dem Damm El Yeso, der den Lago El Yeso abgrenzt. Am nördlichen Teil des Sees sprudeln heiße Quellen und signalisieren, was unter unseren Füßen für Energie steckt. Am dem See haben wir uns unter die besichtigende Bevölkerung gemischt und Kurt führte ein scheinbar sehr witziges Gespräch mit Indiofrauen, von dem ich nichts verstanden habe. Er war auch sehr sparsam in der Übersetzung, aber es muss sehr witzig gewesen sein. Allerdings berichtete er mir jedoch, dass die Indiofrauen uns sofort als Deutsche erkannt hatten, und zwar an der Größe, der hellen Haut, aber insbesondere an den blauen Augen.
Am frühen Nachmittag, als wir die Rückfahrt antreten wollten, kam es allerdings zu einem Verkehrsdesaster, denn sehr viele Touristen und Einheimische möchten diesen Ort mit dem See, dem Vulkan und den heißen Quellen besichtigen und erleben. Aber unser chilenischer Fahrer und unser Guide waren die Gelassenheit selber. Der Reiseleiter war gebürtiger Brasilianer, der aber nach Chile gezogen ist und in Chile lebt und etwa die Hälfte der Mitfahrenden waren ebenfalls Brasilianer. So machte er sich insbesondere einen Spaß daraus, die Schwächen der Brasilianer in witziger Form hervorzuheben. Zum Beispiel würde er schon wissen, dass die Brasilianer mit der Uhrzeit nicht so ganz klar kommen und es durchaus eine viertel bis halbe Stunde länger dauern kann, bevor alle da sind. Er lobte das brasilianische Fußballspiel. Zitat: „Ihr könnt sehr gut Fußballspielen, sogar die Kubaner könnt ihr schlagen“! Die beiden schafften es, die Stimmung sehr hoch zu halten und uns zufrieden sein zu lassen, obwohl es eine lange anstrengende Fahrt bis zurück nach Santiago wurde.
Tschüs!
02.05.2018, Reise Santiago:
Heute ist der letzte Tag unseres Aufenthaltes in Santiago. Wir haben uns darauf eingestellt, noch einmal am Nachmittag zum Aerodrom in Santiago zu gehen, unsere Marie anzuschauen und vor allen Dingen auf den Tower zu gehen, um unseren Flugplan und die Modalitäten des Abfluges am nächsten Morgen zu klären und natürlich zu bezahlen. Dabei haben wir mit großem Gejohle Louis, Michael, Cäsar und Carlos getroffen und unsere Maschine stand in einem separaten Hangar bereit. Die komplette Abwicklung am Tower war professionell und ausgesprochen freundlich, so dass wir uns dann an dem Nachmittag wieder ins Taxi setzen konnten, um im Hotel die letzten Vorbereitungen zu treffen und - ja und - noch einmal essen zu gehen.
In der Zwischenzeit hatten wir uns von dem Schock am Morgen des Tages bereits wieder erholt. Kurt und ich haben einen Cappuccino in der Bar getrunken und uns über den kommenden Nachmittag unterhalten, als plötzlich die Hängelampen anfingen zu wackeln, ein tiefes Grollen hörbar wurde und auch unser Tisch ein bisschen wackelte. Was war geschehen? Nach Auskunft des Barkeepers handelte es sich um ein kleines Erdbeben, wie es in Santiago angeblich häufiger einmal passiert. Außer uns beiden hatte niemand mit irgendeiner Nervosität davon Kenntnis genommen. Aber auch Kurt bestätigte, dass es sein erstes Erdbeben war. Es war so stark, dass das komplette Hotel in Schwingungen geriet. Santiago erlebt angeblich täglich etwa 30 Erdbeben, die aber so klein sind, dass man sie in großen Häusern nicht bemerkt. Dieses Mal war es offenbar ein etwas größeres Beben.
Mit einem Essen beim Italiener, der sich als Chinese herausstellte, haben wir den Tag beschlossen, um am nächsten Morgen zum Flugplatz zu fahren. Zu diesem Zeitpunkt, also am 2. Mai hatten wir noch keine Genehmigung für die Landung in La Paz. Insbesondere verlangte die zivile Luftfahrtbehörde high altitude performence Charts die beweisen, dass das Flugzeug auch in einer Höhe über 13.000 ft sicher landen kann. Diese Charts wurden von Moritz Rudolph in Hildesheim tatsächlich besorgt und sind dann an die zivile Luftfahrtbehörde mit der Bitte um eine Genehmigung versandt worden.
Tschüs!
Antofagasta: ca. 0,346 Mio. Einwohner (Stand 2011)
Chile: ca. 17,7 Mio. Einwohner
Bevölkerungswachstum 2010-2016:1,1%
Einwohner je km²: 24
Bruttonationaleinkommen 2014 je EW: 14.900 USD
04.05.2018, Reiseeindrücke Antofagasta:
Da wir das Hotel erst spät abends erreicht haben und am nächsten Morgen bereits wieder weiter fliegen müssen, sind unsere Reiseeindrücke beschränkt auf den Aufenthalt im Hotel und den ausgesprochen interessanten Ausblick vom Hotel auf die Bucht, in der die Stadt Antofagasta liegt.
Wir haben den Aufenthalt dann abgeschlossen mit einem wunderbaren Fischessen, nämlich einem Barracuda. Zum Ausgleich für den wunderbaren Fisch mussten wir dann allerdings in Kauf nehmen, dass am nächsten Morgen beim Frühstück die elektrische Versorgung ausgefallen war, so dass es weder Toast noch irgendwelche gebackenen Gerichte gab, sondern einfach nur Brot mit Butter und Aufschnitt. Aber es gab mehrere Bananen, so dass wir uns für den Flug nach Lima entsprechend versorgen konnten. Der Ausfall der Elektrik hat uns nicht ernsthaft beeinträchtigt.
Soweit der Eindruck von Antofagasta.
Tschüs!