Date (local): 15.08.2007
Strecke: 513 NM
geplante Flugzeit: 03h 45min
Filed Route: OCEAN V3 CONGA V2 ELATO A1 MKG
ATIS Hong Kong: Info Z oo16 rwy 27r/27l Dep 27l wind 330/o8kts vis 5000m clouds 01few 022 sc temp. 27/23 QNH 998 contact delivery
Clearance: to RCTP via ocean 2b FPL Route
Take Off Time (UTC): 01:10
Take Off Time (local): 09:10
ATIS Taipeh: Info J 0400Z rwy: ILS23 /24 wind 290/04kts vis 10km cld. 016 few 100 sc temp. 30/24 QNH 1003 Dep on 125,1
Landing Time (UTC): 05:11
Landing Time (local): 13:11
15.08.2007 Hong Kong/Taipeh: In Hong Kong hatten wir eine sehr unkomplizierte Zollabfertigung.
Als wir auf der Startbahn in Warteposition standen, wurde uns mitgeteilt, dass wir mit einem radargeleiteten Abflug rechnen können. Der Wind kam aus 340 Grad mit ca. 25 Knoten. Dem Wetterbericht zufolge hatten wir Rückenwind. Nach dem Start stiegen wir sehr zügig, da unsere Maschine etwa 20 Knoten schneller wurde, so dass wir jetzt schätzungsweise eine Geschwindigkeit von 205 km/h hatten. Auf unserer Reisehöhe von 11.000 Fuß (etwa 3.400 m) wurde uns eine Abweichung vom Flugplan vorgegeben. Wegen einer Militärübung vor der chinesischen Küste mussten wir nun 30 Grad nach Süden fliegen - statt der aktuellen 90 Grad, nunmehr also 120 Grad. Kurze Zeit später fragte uns der Controller, ob unsere Spritmenge für einen Umweg von 200 Nautischen Meilen (370 km) reichen würde. Nachdem wir dies bejaht hatten, wurden wir umgehend um das Militärübungsgebiet herumgeleitet. Glücklicherweise war aber nach ca. 10 Minuten die Militärübung beendet, so dass wir wieder auf unseren alten Kurs zurückkehren konnten. Das ersparte uns immerhin eine zusätzliche Flugzeit von zwei Stunden.
Bereits bei der Wettervorbereitung hatten wir ständig den Taifun vor Taipeh im Blick. Mit den Ausläufern des Taifuns wurden wir zwar nicht direkt konfrontiert, aber es gab diese üblichen Tropengewitter. Nachdem wir Hong Kong hinter uns ließen, sahen wir westlich sehr viele Blitze und Blitzeinschläge. Es sah so aus, als hätten die Chinesen ein Feuerwerk veranstaltet. Gott sei Dank mussten wir aber in die östliche Richtung fliegen.
Unweit von Taipeh wurden wir auf einen Anflug geführt, der wiederum durch Radarvektoren vorgeben wurde. Wir waren gut in der Zeit und Hans Christian und ich freuten uns, dass wir eine Stunde früher auf dem Flugplatz von Taipeh landen konnten. Zu unserer großen Überraschung stand gleich ein ‚Follow me car' bereit, das uns zu unserer Parkposition führte. Hat es sich etwa in Asien herumgesprochen, dass sich die beiden Nordfriesen auf dem Hong Konger Flughafen verirrten?
Unsere Parkposition war ein Cargo-Abstellplatz. Plötzlich rollten mehrere Autos heran, denen 25 Taiwanesen mit 24 Fotoapparaten entstiegen, um uns freudig zu begrüßen. Wir erhielten sogar ein kleines Präsent in Form eines Schlüsselanhängers.
Nun musste die 50-h-Wartung unserer Marie organisiert werden. Auch ein Ölwechsel sowie eine Reparatur an den Benzinpumpen des Ferrytanks standen auf dem Plan. Bereits per Telefon hatten wir diese notwendigen Arbeiten vorbereitet. Zunächst gestaltete sich die Reparatur der Pumpen etwas kompliziert. Nicht etwa, weil die Mechaniker nicht in der Lage waren, die Pumpen auszubauen, sondern weil sie etwas umständlich an die Sache herangingen. Erst fehlte eine Zange, dann konnte eine Zange nicht bedient werden, mit der man die elektrischen Kontakte wieder miteinander verbindet. Aber nach eineinhalb Stunden verstand man die Funktionen des Werkzeugs.
Durch unsere tatkräftige Unterstützung konnte schnell mit der 50-h-Wartung begonnen werden. So betätigten Hans Christian und ich uns beim Ablassen des Öls und stellten dabei fest, dass das komplette Ablassen des Öls nur durch einen sehr kleinen Schlauch erfolgte, was etliche Stunden in Anspruch nähme. Es war unmöglich, diesen Vorgang noch am Abend zu beenden. Mit den Mechanikern wurde beschlossen, die Tonne für Altöl unter dem Flugzeug stehen und das Öl über Nacht auslaufen zu lassen. Das hatte natürlich zur Folge, dass wir am nächsten Tag erst einmal zum Flugplatz fahren mussten, bevor unsere obligatorische Sightseeing-Tour starten konnte.
Während des 50-Stunden-Checks informierten wir uns bei diversen Flughafenangestellten über die gegenwärtige Position des Taifuns vor Taipeh. Henry, Betreuer von Flugzeugcrews der Trans Asian Airlines, erzählte uns, dass der Taifun sich mit einer Geschwindigkeit von 13 Knoten, also etwa 24 km/h, vom offenen Meer kommend, auf Taipeh zu bewegt. Der Taifun soll Freitagnacht Taipeh erreichen.
Für uns gab es nur zwei Möglichkeiten, dem Taifun aus dem Weg zu gehen: entweder schon am Freitagmorgen zu fliegen, um so vor dem Taifun Taipeh verlassen zu haben oder aber frühestens am Montag, wenn der Taifun durchgezogen ist. Ein Wochenende in Taipeh mit Taifunwetter wollten wir uns jedoch nicht antun. Wir entschieden uns, einen Tag früher, also am bereits am Freitagmorgen, nach Nagasaki weiterzufliegen. Dafür setzten wir alles in Bewegung, um eine entsprechende Genehmigung bei den japanischen und taiwanesischen Behörden zu bekommen. Am Abend war zu 90 Prozent sicher, dass wir am nächsten Tag fliegen. Letzte Klarheit zur Erteilung der Genehmigung sollte ein Anruf am nächsten Morgen bringen.
Hans Christian und ich wollen Taipeh einen Tag früher verlassen. Da die Windrichtung innerhalb eines Taifuns gegen den Uhrzeigersinn dreht, werden uns seine Ausläufer erreichen. Wir werden also trotzdem nicht ganz verschont bleiben und haben zumindest in den ersten zwei Stunden unseres Fluges nach Nagasaki, mit starken Gegenwind von bis zu 35 Knoten (etwa 65 km/h) zu rechnen.
Die Windgeschwindigkeit eines solchen Taifuns ist außergewöhnlich hoch. Es werden Maximalgeschwindigkeiten von 170 Knoten erreicht, das sind ca. 310 km/h. Dafür hätte unser Flugzeug in einem Hangar untergebracht werden müssen, um es vor Zerstörungen allein durch herumwirbelnde Gegenstände zu schützen.