Date (local): 06.09.2007
Strecke: 850 NM
geplante Flugzeit: 6h 00min
Filed Route: DCT YQ BR10 YZS RR4 YFY DCT
ATIS Churchill: not available
Clearance: as FLP
Take Off Time (UTC): 13:38
Take Off Time (local): 08:38
ATIS Iqaluit: not available Weather :Time 2000Z Wind 050/14 to 24kts vis 6m sc 011 bro 033 Heavy Rain temp 4/2 QNH 29,29
Landing Time (UTC): 20:44
Landing Time (local): 16:44
06.09.2007 Churchill/Iqaluit: In der Nacht stürmte es in Churchill so sehr, dass wir befürchteten unser Weiterflug könne gar nicht stattfinden oder würde zumindest sehr kompliziert werden. Gegen Morgen ließ der Wind jedoch etwas nach, und wir befanden uns sogar 20 Minuten vor der geplanten Zeit wohlbehalten in der Luft.
Nach dem Abheben warfen wir noch einmal einen Blick auf die vielen Wassermulden rund um den Flugplatz und verließen dann die recht unwirtliche Gegend der Tundra.
Wir durchflogen die niedrige Wolkendecke bei etwa 30 km/h Windgeschwindigkeit. Hier oben war es dann sonnig. Je mehr wir uns der Hudson Bay näherten, desto mehr klarte das Wetter auf. Allerdings hielt sich ein sehr stabiler Wind, der zunächst mindestens 20 kts hatte, in größerer Höhe, bei 3.500 m, auf zehn kts sank.
Kurz nachdem wir unsere Reiseflughöhe erreichten, fragte uns der Fluglotse, ob wir eine Abkürzung fliegen wollten - diese Frage hatte ich mir auch gerade gestellt. Nun konnten wir tatsächlich direkt nach Iqaluit fliegen und dadurch etwa 80 NM einsparen. Bei dem Gegenwind war das optimal.
Während des Fluges hatten wir stundenlang das gleiche Bild vor Augen: Schäfchenwolken in Reihen über der Hudson Bay, unter uns kein einziges Schiff, keine Bewegung, nur starke Wellen auf dem Wasser mit großen, dicken Schaumkronen. Die ließen darauf schließen, dass der Wind dort unten stärker war als bei uns oben. Nach etwa drei Stunden flogen wir an einer großen Sandbank vorbei, die sich im Eingang der Hudson Bay befindet. Das sah aus wie Sylt - nur am Nordpol, allerdings sehr viel größer. Es handelte sich offenbar von Gletschern zusammen geschobene Sandmassen. Die starke Dünung an einer Seite der Insel zeigte uns, wie stark der Wind dort war.
Eine halbe Stunde weiter nahmen wir dann ein vollkommen anderes Landschaftsbild wahr: Eine Felseninsel, die weder Strand noch Vegetation hatte.
So näherten wir uns dem Ausgang der Hudson Bay. Den Wetterberichten zufolge sollte uns in Iqaluit aufgrund eines Tiefdruckgebietes schlechtes Wetter erwarten. Und tatsächlich änderte sich für uns in der Luft das Wetter schlagartig. Plötzlich war die Sicht Null und wir bekamen Eisansatz an den Flügeln, so dass die Enteisungsanlage in Betrieb genommen werden musste. Das war ungefähr anderthalb Stunden vor der Landung in Iqaluit. Bis zur Landung sahen wir nichts mehr und flogen nun anderthalb Stunden in der eisigen Waschküche bei minus 12°C.
Etwa 100 km vor Iqaluit begrüßte uns der Fluglotse zu unserem größten Erstaunen in französischer Sprache. Dieser Teil Kanadas gehört zu dem Verwaltungsgebiet Québec und dort wird bekanntlich französisch und englisch gesprochen. Ich antwortete in einem Funkspruch mit ‚Bon jour' und versuchte dann mit den Fluglotsen auf Englisch zu kommunizieren. Dieses Unterfangen erwies sich als nicht ganz einfach, aber offenbar merkten sie es selbst, denn es übernahm ein Lotse die Führung, der gern Englisch und gutes Englisch sprach.
Er brachte uns aus unserer Flughöhe von 3.700 m, dieser totalen Waschküche, runter auf etwa 1.000 m. Dort mussten wir eine Zeit lang bleiben, da vor uns ein Learjet ebenfalls in Iqaluit landen wollte.
Regen und Wind wurden immer stärker, je tiefer wir sanken und in Richtung des Flugplatz flogen. Der Fluglotse entsprach meinem Wunsch, mich über Radar zu führen, und einen Instrumentenlandeanflug auf die Startbahn 3/5 durchzuführen.
Die neuesten Wetterinformationen ergaben, dass die Wolkenuntergrenze bei etwa 300 m lag, starker Regen und Winde aus 110° mit 14 bis 24 kts zum Zeitpunkt der Landung vorherrschten. Der Landeanflug ging auf die 35, so dass der starke Seitenwind auch noch mit leichtem Rückenwind kombiniert war.
Die Landebahn sahen wir erst wenige Minuten vor dem Aufsetzen. Trotzdem landete die Marie sehr gut und rollte auf der extrem nassen Bahn aus.
Wir erfüllten dann, wie immer, sofort unsere Aufgaben, nämlich die Marie wieder zu betanken und dafür zu sorgen, dass sie aufgrund der Windverhältnisse auch festgezurrt war. Auf dem Flugplatz herrschte eine Temperatur von 4°C und es wehte ein eisiger Wind. So entstand der Eindruck, dass hier im Norden Kanadas der Winter bereits jetzt Einzug hielt.
Unser Handlingagent, ein Eskimo, war sehr freundlich und hilfsbereit, zeigte uns alles und half uns, wohlbehalten in unser Hotel zu kommen.
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