Hiroshima, Hafenstadt im Südwesten der japanischen Hauptinsel Honshu: ca. 1,15 Mio. Einwohner
Japan: ca. 127,8 Mio. Einwohner
Bevölkerungswachstum 2004: 0,1 %
Einwohner je km² : 338
20./21.082007 Hiroshima: Am 20. August waren wir bereits mittags mit unserer Marie auf dem Flugplatz angekommen. Nur eine Stunde später bezogen wir unsere Hotelzimmer. Das Hotel liegt inmitten einer Grünanlage im Zentrum von Hiroshima. Aus dem Fenster sahen wir den riesigen Friedenspark mit dem Hiroshima Castle und den großzügig angelegten Teichen. Überhaupt hatten wir vom 26. Stockwerk unseres Hotels einen sehr guten Überblick über Hiroshima mit seinen etwa 1,2 Millionen Einwohnern. Im Gegensatz zum ruhigen Nagasaki pulsiert hier das Leben. Hier geht alles schneller und ist wesentlich lauter.
Am Nachmittag konnten wir nicht allzu viel unternehmen, denn Hans Christian litt immer noch unter dem Walfleischgericht, das wir im Hafen von Nagasaki zu uns nahmen. Ich erwähnte es bereits: Wale sollten geschützt und nicht gefangen werden. Als Nahrungsmittel sind sie weder nötig noch besonders bekömmlich!
Gegen Abend machte ich noch einen Spaziergang durch die unbeschreiblich große Fußgängerzone und Einkaufsmeile von Hiroshima. Dort sah ich wohl den breitesten Zebrastreifen der Welt, der von Hunderten von Menschen frequentiert wurde, die gerade von der Arbeit nach Hause strebten. Ich schätze ihn auf eine Breite von 60 bis 70 Meter.
Mit einer Menge von vorbereitenden Arbeiten für unseren nächsten Flug und natürlich für den Empfang beim Bürgermeister von Hiroshima, ließen wir den Abend ruhig ausklingen.
Am nächsten Morgen wurden wir pünktlich um 10:30 Uhr von unseren beiden sehr freundlichen Betreuern, Naomi Kado und Shuichi Kato, abgeholt. Sie betreuten uns während unseres Aufenthalts hier in Hiroshima und zeigten uns 'ihre' Stadt und deren Sehenswürdigkeiten.
Um 11:00 Uhr wurden wir vom stellvertretenden Bürgermeister von Hiroshima, Mr. Miyake, empfangen. Er machte in seiner Rede deutlich, wie beeindruckend er es finde, dass wir mit einem einmotorigen Flugzeug von Hannover aus um die Welt fliegen und in Hiroshima landen, um Grüße vom hannoverschen Oberbürgermeister zu überbringen. Er betonte, dass es wichtig sei, dass die Bewohner dieser beiden Partnerstädte sich kennen lernten. Nicht nur die Politik, sondern auch der einzelne Bürger könne etwas dafür tun, dass die Menschen sich untereinander besser verstehen, indem Erfahrungen ausgetauscht und für gegenseitiges Verständnis geworben werde. Das sei eine gute Voraussetzung für die Friedenspolitik.
Nachdem mehrere Personen mit unterschiedlichen Funktionen ihre Reden gehalten hatten - auch ich sprach ein paar Worte - gab es eine persönliche Unterhaltung mit dem stellvertretenden Bürgermeister. Es stellte sich heraus, dass Mr. Miyake im Jahr 1984 zwei Monate in Hannover lebte und die Stadt kannte. Ich erzählte ihm, dass ich 1985 nach Hannover kam und dort geblieben sei, weil ich meine Frau kennen und lieben lernte. Nach etwa einer Stunde war der Empfang beendet.
Die Aufmerksamkeit der Medien war groß. Presse und Fernsehen waren zahlreich vertreten und werden über diesen Empfang berichten.
Anschließend nahmen uns unsere beiden Betreuer wieder unter ihre Fittiche. Wir gönnten uns jedoch erst einmal eine Ruhepause von eineinhalb Stunden. Dann starteten wir unser Besichtigungsprogramm durch Hiroshima. Wir begannen mit dem ‚Hiroshima Peace Memorial Museum' und dem ‚Shukkei Garden'. Im Museum begrüßte uns der Direktor, Herr Maeda. Er führte uns durch die gesamte Ausstellung, die beeindruckende Bilder der unglaublich grausamen Zerstörung von Hiroshima durch die Atombombe zeigt. Dabei erzählte er in sehr beeindruckender Weise, dass letztendlich der Abwurf dieser Bombe keine Frage der Kriegsführung gewesen sei, denn die meisten Städte Japans waren zu dem Zeitpunkt, kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, ohnehin bereits zerstört. Die Ausstellung bringt zum Ausdruck, dass es der damals verantwortlichen Regierung der Vereinigten Staaten um drei entscheidende Gesichtspunkte ging: 1. Sie brauchten ein praktisches Experimentierfeld, um die Wirkung der entwickelten Atombombe zu testen, 2. Sie brauchten ein Ziel, das noch während des Krieges bombardiert werden konnte und in dem möglichst keine amerikanischen Soldaten gefangenen gehalten wurden und 3. Die USA wollten gegenüber der damaligen Sowjetunion mit dem Abwurf der Atombombe demonstrieren, dass sie die stärkere Supermacht und jeder Zeit in der Lage sei, das Ausweiten des sowjetischen Einflussbereiches zu verhindern.
Letztendlich war es nicht kriegsentscheidend, was hier in Hiroshima passierte, sondern es spielten strategische und taktische Gründe der damaligen Politik der USA eine Rolle. Für dieses politische Ziel wurden in Hiroshima 140.00 Menschen innerhalb von nicht einmal zehn Minuten getötet. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte sind nach Schätzungen weitere 250.000 Menschen an den Folgen und Spätfolgen dieses Atombombeneinsatzes gestorben. Der Direktor wies darauf hin, dass es für ihn von ganz besonderer Bedeutung sei, wenn er ausländischen Gästen zeigen könne, welche Auswirkungen die Atombombe gehabt habe und dass es ein wesentliches und ein wichtiges politisches Ziel sein solle, alle Atomwaffen von der Erde zu verbannen und deren Bau und Verbreitung selbstverständlich zu verhindern.
Der Rundgang durch das Museum führte uns auch zu einer Ruine, die als Mahnmal stehen blieb. Es sind die Reste der ‚Industrial Promotion Hall', die der Atombombe aus fast unerklärlichen Gründen standgehalten hat. Die Museumsführung beendete der Direktor mit einem kleinen Vortrag und vor allem mit Dankesworten. Er freue sich, dass wir im fernen Hannover dafür Mitsorge tragen, dass diese Erfahrung von Hiroshima weitergegeben werde und auch entsprechende Konsequenzen nach sich ziehe im Sinne einer konstruktiven Friedenspolitik.
Nach dem Museumsbesuch waren wir eingeladen im ‚Hiroshima Shukkei Garden', wo uns ebenfalls der Direktor, Herr Arakawa, begrüßte. Japanische Gärten haben wir zwar schon in Nagasaki gesehen, aber dieser Garten war besonders groß und schön und mit viel Liebe angelegt. In dem Garten konnten wir einen Baum mit einem Umfang von etwa einem Meter bestaunen, der die Atombombe überlebte.
Wir betrachteten ein Reisfeld und Teehäuser aus der Nähe. Es wurde uns gezeigt, wie man in einem solchen Garten mitten in der Stadt zur Ruhe kommen kann: durch das beruhigende Grün, durch die langsamen Bewegungen der Wasserschildkröten und der Fische in dem Teich. Am Ende unseres Rundgangs durch den Garten wurden wir von Herrn Arakaaba sehr herzlich verabschiedet, und wir bedankten uns für den hervorragenden Tee und für den Empfang, den er uns bereitete.
Unsere beiden Betreuer brachten uns zurück ins Hotel. Sie erzählten uns, dass sie sich in der Zwischenzeit die Internetseiten angeschaut hatten und nun sehr genau darüber informiert waren, was wir bisher auf unserem Flug erlebten und was wir zukünftig vorhaben.
Insgesamt gesehen war Hiroshima sehr beeindruckend. Wir sind vielen sehr sympathischen Menschen begegnet, z. B. denen, die uns betreuten. Es war sehr schockierend zu erfahren, wie grausam Atomwaffen sind und was sie alles anrichten können. Dies sei Mahnung dafür, dass niemals wieder ein solcher Atombombenabwurf vorkomme.