Gambell, Stadt auf der Insel St. Lawrence Island im US-Bundesstaat Alaska: ca. 650 Einwohner (2000)
USA: ca. 293,7 Mio. Einwohner
Bevölkerungswachstum 2004: 1,0 %
Einwohner je km² : 30
Nome, Küstenortschaft im US-Bundesstaat Alaska: ca. 3 800 Einwohner
USA: ca. 293,7 Mio. Einwohner
Bevölkerungswachstum 2004: 1,0 %
Einwohner je km² : 30
25.08.2007 Gambell (St. Lawrence Island): Nach der Sicherheitslandung in Gambell, wo wir von 250 Eskimos begrüßt und fast beängstigend eng umringt wurden, bemühten wir uns, die Situation vor Ort unter Kontrolle zu bringen. Administrative Aufgaben konnten wir offensichtlich nicht am Flugplatz erledigen. Es war schwierig festzustellen, welche soziale Stellung welche Person in der Gruppe einnahm. Schließlich sprachen uns drei Jugendliche an, die uns darauf hinwiesen, dass uns bei der örtlichen Polizeistation ein gewisser Robert erwarte, bei dem wir uns erst einmal registrieren lassen müssten. Dieser Aufforderung folgten wir und aufgrund der relativ friedlichen Situation fuhren wir mit den Jugendlichen auf ihren Quadros zur Poilzei- und Feuerwehrstation. Dort begrüßte uns Robert, der 47-jährige Chef.
Zu Beginn bestand ein gewisses Misstrauen und Argwohn zwischen uns und Robert. Einerseits befürchteten Hans Christian und ich, dass unser Flugzeug, allein gelassen mit 250 Eskimos, Schaden nehmen könnte. Denn die Eskimos fassten das Flugzeug nicht nur an, sondern schüttelten es und tanzten begeistert um die Maschine herum. Andererseits wusste Robert nicht, welche merkwürdigen deutschen Piloten hier in Gambell in der Dämmerung landeten und was sie im Schilde führten. Wir erklärten unsere Situation und den Grund der Landung und sagten ihm, dass wir gerne den Zoll in Nome anrufen möchten, um Sprit zu ordern. Doch nachts um 1:00 Uhr stellte sich ein Telefonat dieser Art als sinnlos heraus.
Robert meinte, wir sollten darauf vertrauen, dass er und seine Hilfspolizisten das Flugzeug beaufsichtigten. Er bot uns in Ermangelung anderer Schlafmöglichkeiten sogar an, in zwei seiner drei Ausnüchterungszellen, die zu diesem Zeitpunkt noch leer standen, ein Nickerchen zu machen. Der Chef organisierte freundlicherweise noch etwas zu Essen wie gebratene Koteletts mit Kartoffeln und Gewürzgurke sowie Kaffee und Wasser. Hans Christian befürchtete schon, von den Eskimos Walfleisch vorgesetzt zu bekommen. Nicht ohne Grund, denn bei der Landung sah er einen Walkadaver, aber auch einen lebenden Wal in der Beringstraße.
Wieder wurde es nach 2:00 Uhr, und die Müdigkeit stellte sich ein. Bevor wir uns schlafen legten, führte uns Robert noch durch die Polizei- und Feuerwehrstation, die aus zwei Räumen bestand. In einem Raum waren die Feuerwehruniformen, Schläuche, Spritzen sowie ein Schneefahrzeug für Rettungsaktionen untergebracht. In dem zweiten Raum waren drei aus Holz gefertigte Ausnüchterungszellen, ein Büro und eine Toilette. Die Toilette war das sehr einfache Modell 'Eimer', ohne fließendes Wasser und ohne Abfluss. Händewaschen und Zähneputzen waren ebenfalls nicht möglich.
Hans Christian zögerte zunächst, sich in der Ausnüchterungszelle schlafen zu legen, weil er befürchtete, die Tür könne von außen abgeschlossen werden. Aber die Müdigkeit übermannte uns dermaßen, dass wir die von Robert gereichten Decken nahmen und uns darin einrollten - es war bereits 2:30 Uhr. Bei offener Zellentür schliefen wir immerhin zweieinhalb Stunden.
Doch dann war es vorbei mit der Nachtruhe. Wir bekamen einen Zellennachbarn, ein junger, vollkommen betrunkener Mann, der die restliche Nacht randalierte. Um 6:00 Uhr standen wir auf, um 6:30 Uhr gab es den von Robert organisierten Kaffee und um 7:00 Uhr ging die Sonne auf. Robert, der inzwischen wieder in seinem Büro saß, stellte für uns einen Kontakt mit Bering Air in Nome her, um Sprit bestellen zu können.
Robert fuhr uns mit seinem Quadro zum einzigen Supermarkt, der am Samstag geöffnet hatte. Dort kauften wir Kekse, Süßigkeiten sowie abgefülltes Wasser und bereiteten uns daraus, inklusive Roberts Kaffee, ein Frühstück. So überbrückten wir die Zeit bis zur Spritlieferung, die für 14:00 Uhr avisiert wurde. Ich führte noch verschiedene Telefonate mit meinem Satellitentelefon, denn auch von der Polizeistation war es nicht möglich, internationale Telefonverbindungen herzustellen.
Robert erzählte uns einige Geschichten über die Eskimosiedlung, z. B., dass auf St. Lawrence Island acht Monate des Jahres Schnee liege und es Temperaturen bis zu minus 40 Grad gäbe, dass die Eskimos im Frühjahr und im Herbst sich mit ihren kleinen Booten, mit sechs Mann Besatzung, zur gemeinsamen Waljagd aufmachten und ein oder zwei Wale jagten, um die Nahrungsvorräte sicher zu stellen. Dass hier Walfleisch gegessen wird, konnten wir auch daran erkennen, dass vor jeder zweiten Hütte große Walkiefer lagen, die den Bewohnern als Glücksbringer dienten. Zu dieser Eskimosiedlung gehörten eine Grundschule und eine Highschool. Die Lehrer der Schulen waren nicht nur Eskimos, sondern sie kamen auch aus anderen Bundesstaaten der USA.
Der abschließende Eindruck von diesem Aufenthalt in Gambell auf St. Lawrence Island ist eigentlich sehr positiv. Die 250 Eskimos, die uns nach unserer Landung begrüßten, hatten offenbar keine bösen Absichten, sondern es war schlichtweg Neugier. Unser Polizeichef war sehr freundlich zu uns, und er umsorgte uns nach all seinen Möglichkeiten. Zum Schluss schloss ich mit Robert Freundschaft und notierte mir seine Adresse, weil ich ihm Bilder schicken möchte.
25.08.2007 Nome:
Nach der Landung in Nome wurden wir sehr schnell in ein durchaus komfortables Hotel gebracht. Da wir außerplanmäßig einen Tag in Gambell/St. Lawrence Island verbrachten, beschlossen wir, nicht noch einen weiteren Tag in Nome zu bleiben - wie ursprünglich eigentlich vorgesehen.
Interessant war, dass wir in Gambell den 25. August erlebten und in Nome dann noch einmal. Auf der Insel St. Lawrence Island in der Beringstraße waren wir direkt auf der Datumsgrenze und haben aufgrund unserer Zwischenlandung in Gambell insofern noch nicht einmal einen Tag verloren. Wir verbrachten also den 25. August zweimal hintereinander in verschiedenen Orten.
In Nome herrschte ungewöhnlich schönes Wetter, wie auch ein Angestellter von Bering Air meinte. Das genossen wir, indem wir einen Spaziergang am Strand der Beringstraße unternahmen. Dabei schlenderten wir durch die recht große und gut organisierte Eskimosiedlung Nome. In dem so genannten Café von Nome gab es durchaus akzeptables amerikanisches Frühstück und Dinner. Zudem war eine angenehme Atmosphäre zu spüren, auch wegen uns bekannten Musik. Es wurden Evergreens der Beatles und von Elvis gespielt. Es war eine typische, amerikanische Atmosphäre in einem Café mit freundlicher Bedienung und gutem Essen. Wir unterhielten uns dort mit drei Amerikanerinnen, die aus Texas kamen und hier mit ihren Männern gerne den Sommer verbringen, da Texas im Sommer doch sehr heiß sei. Im Winter sind sie allerdings lieber in Texas, denn hier ist es ihnen dann einfach zu kalt.
Der Chef an der Rezeption unseres Hotels war offensichtlich auch ein Eskimo, der, wenn er nicht gerade Gäste bediente, an seinem Computer saß und im Internet recherchierte. Er war sehr kompetent, sehr freundlich - und sehr fürsorglich. So konnte man sich an der Rezeption kostenlos einen Kaffee nehmen, wenn man Appetit darauf hatte. Sehr freundliche Menschen - so unser Eindruck.
Ansonsten sahen wir während unseres kurzen Aufenthaltes nicht mehr viel von Norme. Da wir seit Petropavlovsk unter einem Schlafdefizit litten, nutzen wir die Zeit und begaben uns schnell ins Bett. Als wir nach 14 Stunden ausgeschlafen hatten, waren wir wieder fit und bestens gerüstet für den Weiterflug.
Nome hinterlässt bei uns einen positiven Eindruck.